
"Ein Weg entsteht, indem man ihn geht."
Perfektion – sie scheint oft das Ziel zu sein, bevor wir uns trauen, den ersten Schritt zu machen. Wir wollen alles planen, jede Herausforderung vorwegnehmen und alle Eventualitäten absichern. Doch immer mehr spüren wir: Diese Haltung lähmt uns. Sie hält uns davon ab, einfach loszugehen und Erfahrungen zu sammeln.
Deshalb haben wir uns gefragt: Gibt es irgendeinen Grund, der uns wirklich daran hindern sollte, jetzt loszugehen?
Mit dieser Frage im Herzen haben wir uns im Dezember 2024 entschieden, aktiv zu werden. Wir wollten unsere Vision eines Lernraums für alle verwirklichen – nicht irgendwann, sondern jetzt. Jetzt ist der Moment um neue Netze zu flechten, Netze, die mehr als nur unsere Familie tragen können.
Was uns bewegt: Die Sehnsucht nach echter Gemeinschaft
Was wir uns wünschen, ist kein typischer Lernort. Es geht nicht um eine Schule, die nur den Zweck erfüllt, Kinder zu unterrichten. Es geht uns um mehr: um echte Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft, die Leben teilt – Arbeit, Ideen, Projekte und auch die scheinbar unspektakulären Momente, wie Langeweile.
Diese Vision wurde stark von Menschen wie Abhijit Sinha (Project Defy), André Stern, dem Colearning im Effinger (Bern) und der Arbeit von Landolts & Team im Lernhaus Sole inspiriert. Sie haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen Menschen sich begegnen und miteinander wachsen können.
Wir träumen von einem Ort, an dem jeder willkommen ist: Kinder, Jugendliche, Eltern, Grosseltern – alle, die Lust haben, voneinander zu lernen und miteinander zu gestalten. Marco Jakob hat das in seinem Blog "das lernende Dorf" für uns wunderbar in Worte gefasst: https://www.marcojakob.blog/das-lernende-dorf/
Der erste Schritt: Unsere Infoveranstaltungen
Anfang Januar haben wir zwei Infoveranstaltungen organisiert, um unsere Idee nach aussen zu tragen. Rund zwanzig Personen aus unserem Dorf und den umliegenden Gemeinden sind gekommen. Wir haben unsere Geschichte erzählt, die uns zu diesem Punkt geführt hat. Wir haben geteilt, was uns antreibt, und erklärt, wie wir uns diesen "Lernort oder Lernraum" (wenn wir ihn mal so nennen wollen) vorstellen.
Die Resonanz war ausschliesslich positiv. Viele Eltern haben sich angesprochen gefühlt – vor allem, weil wir nicht nur einen Ort für Kinder schaffen möchten, sondern auch einen Raum für Eltern. Es soll ein Ort sein, an dem Eltern nicht allein mit der Verantwortung für ihre Kinder sind, sondern Gemeinschaft erleben können.

Geben und Nehmen – das Herzstück unserer Vision
Was unseren Lernraum von anderen Konzepten unterscheidet, ist die Idee des Austauschs. In vielen Privatschulen ist das Modell klar: Du zahlst Geld und übergibst die Verantwortung. Doch wir wünschen uns etwas anderes.
In unserem Lernort geht es um ein Wechselspiel von Geben und Nehmen. Natürlich kannst du dein Kind für einen Tag oder zwei abgeben, um zu arbeiten oder Zeit für dich selbst zu haben. Aber genauso wichtig ist es uns, dass du selbst etwas mitnehmen kannst – Inspiration, Gemeinschaft, vielleicht auch die Möglichkeit, an eigenen Projekten zu arbeiten.
Es geht nicht nur darum, etwas zu geben oder zu zahlen, sondern auch darum, aktiv Teil der Gemeinschaft zu sein. Dieses Geben und Nehmen soll nicht nur individuell bereichern, sondern die gesamte Gemeinschaft stärken.

Ein Lernraum, der wächst
Aktuell befindet sich unser Lernort noch bei uns zu Hause. Es ist ein erster Schritt, aber wir wissen, dass es langfristig mehr braucht. Es braucht in unseren Dörfern, Räume, die mehrfach genutzt werden können und die allen Bevölkerungsgruppen offenstehen.
Unser Wunsch wäre es, den Lernraum so tief in die Dorfgemeinschaft zu integrieren, dass er zu einem selbstverständlichen Teil des Alltags wird. Wir wünschen uns, dass Kinder morgens aufstehen und sagen: „Ich möchte heute dorthin gehen, um Person A bei ihrer Arbeit/ihrem Projekt zu unterstützen und von ihr/mit ihr zu lernen.“ Und dass Eltern und Grosseltern genauso selbstverständlich Teil dieser Gemeinschaft sind – sei es, um Projekte zu begleiten, selbst zu gestalten oder einfach nur da zu sein.
Mut zur Unvollkommenheit
Dieser Prozess ist für uns ein Abenteuer. Uns ist klar geworden, dass es nicht darum geht, alles perfekt zu machen, bevor wir starten. Vielmehr geht es darum, mutig zu sein und Schritte zu wagen – auch wenn der Weg nicht immer klar ist und Herausforderungen auftauchen.
Wir wollen die Fackel hochhalten, auch wenn sie manchmal raucht und noch nicht so hell brennt. Denn was zählt, ist, dass wir uns bewegen. Dass wir ein Zeichen setzen und zeigen: Es ist möglich, etwas Neues zu schaffen, auch wenn nicht alles perfekt ist.